Kulturreise Venedig – Ethnologische Streifzüge durch die Lagunenstadt

In Venedig werden wir Schiffswerften und Handwerksbetriebe besuchen, dem jüdischen Leben im Ghetto nachspüren, im Privatboot das Ökosystem der Lagune erkunden und uns mit der Biennale Arte 2026 beschäftigen. Venedigs Inseln und ihre jeweils ganz unterschiedlichen Charakteristika werden uns ein Gefühl für den einmaligen Lebensraum der Lagune vermitteln.

Kaum eine Stadt ist durch so viele Besonderheiten geprägt und vereint so viele Widersprüche in sich wie Venedig: Auf über 100 kleinen Inseln inmitten der Lagune errichtet, gilt die Stadt als Resultat intensiver wechselseitiger Einflussnahme von Mensch und Natur über viele Jahrhunderte hinweg. Heute wird Venedig jedoch nicht nur von steigenden Wasserspiegeln sondern auch von Touristenströmen geflutet und hat Mühe seine Integrität zu wahren. Trotzdem hat die Stadt viele ihrer alten Praktiken und Traditionen bewahrt. Handwerksbetriebe und Druckwerkstätten, an abgelegene Kanalufern gelegene kleine Osterias mit Venezianischen Spezialitäten sowie die in der Lagune liegenden Inseln, mit ihren jeweils ganz eigenen Geschichten und Besonderheiten stehen für das eigenständige, den neueren Entwicklungen trotzende Venedig.

gondoliere in Venedig

Last not least ist Venedig Sitz der ersten und wichtigsten Plattform zeitgenössischer Kunst: der Biennale von Venedig und damit ein zentraler Referenzpunkt der internationalen Kunstszene.

Während unseres Aufenthalts in Venedig werden wir uns mit ausgewählte Pavillons der Biennale beschäftigen, dem jüdischen Leben im Ghetto nachspüren, Schiffswerften und Handwerksbetriebe besuchen, und im Privatboot das Ökosystem der nördliche Lagune erkunden. Die Inseln San Michele und Torchello, San Servolo und San Lazzaro degli Armeni werden uns die besondere Geschichte der Serenissima näher bringen. Die Fischerinsel Pelestrina und das kleine Museum der Lagune werden uns ein Gefühl für den einmaligen Lebensraum der Lagune vermitteln.

Dass in der Wasserstadt eine andere Form von Mobilität praktiziert wird, ist einer der vorherrschenden Eindrücke: beständig werden Menschen, Waren und Dinge navigiert, gerudert, mit Handkarren geschoben, gehoben, gezogen oder gezerrt. So werden wir uns im Laufe unserer Streifzüge durch die Stadt mit der Frage beschäftigen, wie Bewegung in Venedig bewerkstelligt wird: Wie wird Müll in Venedig entsorgt? Woher kommt das Gemüse für die Stadt und: Was geschieht mit den Toten in der Wasserstadt?

Ziel ist es sich Venedig und der Lagune durch ausgewählte Perspektiven und Fragestellungen zu nähern und in Kontakt mit den Besonderheiten der Stadt zu kommen. Wir verzichten auf touristisches Sightseeing bekannter Monumente und Orte. Alle Programmpunkte werden mit den TeilnehmerInnen vorher abgestimmt.

Einige Programmpunkte

In Venedig

Der Begriff Ghetto als Bezeichnung eines abgeschlossenen Wohnviertels für die jüdische Bevölkerung taucht das erste Mal in einer venezianischen Akte auf. Bereits seit dem 5. Jahrhundert lebten Juden in Venedig und noch heute gibt es auf dem Gebiet des ehemaligen jüdischen Ghettos eine rege jüdische Gemeinde und gleich mehrere Synagogen. Mit einem Besuch des Ghetto Nuovo, seiner koscheren Bäckereien und gleich mehreren Synagogen begeben wir uns auf die Spuren der jüdischen Gemeinde in Venedig.

Der Palazzo des Katalanischen Bühnenbildners, Stoffdesigners und Sammlers Mariano Fortuny y Madrazo ist ein Highlight der Innenarchitektur und vermittelt einen Eindruck vom Leben dieser die Stadt Venedig prägenden genialen Persönlichkeit.

Um einen Einblick in die noch immer an vielen Stellen lebendige Handwerkskunst Venedigs zu bekommen, werden wir auf einem Rundgang über die Insel Giudecca eine Schiffswerft, sowie weitere Kunsthandwerksbetriebe und Werkstätten besuchen.

Die 61. Biennale Arte – Venedig 2026
Titel:  „In Minor Keys“ (In Moll)

Jedes Jahr im Wechsel bestimmen entweder die Kunst- oder die Architekturbiennale das Leben und Treiben in der Lagunenstadt. Neben den Pavillons in den Giardini und den alten Schiffswerften, zeigen auch kleinere Länder ihre Kunst in unzähligen Palästen, die im Stadtgebiet verteilt sind. Wir werden uns an zwei Tagen intensiv mit der diesjährigen Biennale Arte beschäftigen und ausgewählte Pavillons in Giardini und Arsenale besuchen.

Motto der Biennale: „In Minor Keys“ („In Moll“)

Die 61. Biennale 2026 wird nach den Vorgaben und Konzepten der südafrikanisch/schweizerischen Kuratorin Koyo Kouoh realisiert – posthum, denn inmitten ihrer Vorbereitungen ist die Kuratorin am 10. May 2025 ganz plötzlich verstorben. „In Minor Keys“ – zu Deutsch „In Moll“ …“steht für die Einladung, eine langsamere und sensiblere Zeit zu erleben, in der sich die Wahrnehmung verfeinert, die Gesten bewusster werden und der Blick sich für das öffnet, was einem normalerweise entgeht…“ soviel kann man schon mal auf der homepage der Biennale dazu lesen. Eine Biennale, die aus der Perspektive Südafrikas kuratiert wird, verspricht wieder ein spannendes Forschungsfeld zu werden.

Während unserer zwei Tage auf der Biennale werden wir durch eine Führung des professionellen Teams von Biennale Educational mehr über die Konzepte hinter den Ausstellungen erfahren. Vieles davon erarbeiten wir uns aber auch im gemeinsamen Gespräch. Darüber hinaus wird uns auch die Geschichte und Struktur der Venedig Biennale beschäftigen, insbesondere im Hinblick auf postkoloniale Diskurse, die in einer aus der Perspektive Südafrikas kuratierten Biennale sicherlich adressiert werden. Last not least wird es wie jedes Jahr interessant sein zu erforschen, wie sich aktuelle politische Bruchlinien und Konflikte auf dieser Plattform zeitgenössischer Kunst wiederspiegeln.

Zur Kuratorin Koyo Kouoh:

Koyo Kouho (geboren 1967 in Kamerun, verstorben 2025 in Basel) war zuletzt Direktorin des MACCAA in Kapstadt – einer panafrikanischen Institution, die sich der Förderung und Bewahrung zeitgenössischer Kunst aus Afrika widmet. Davor war sie künstlerische Gründungsdirektorin der RAW Material Company für Kunst und Gesellschaft in Dakar/Senegal.

Mehr zu Koyo Kouoh: (https://www.monopol-magazin.de/koyo-kouoh-nachruf-ueberlebensgross-und-doch-so-nahbar)

Gemeinsam betrachtend, nachdenkend und diskutierend werden wir uns den Konzepten und künstlerischen Umsetzungen dieser spannenden Biennale nähern.

Die Inseln und ihre Geschichten

Eine der Besonderheiten Venedigs liegt in der Tatsache begründet, dass die Stadt in der Lagune über zahlreiche Inseln verfügt, auf die bestimmte Elemente des Städtischen ausgelagert werden konnten. Der Besuch einiger weniger bekannter Inseln in der Lagune wird uns in die Geschichte der Stadt und ihres einmaligen Funktionierens einführen.
Auf der Toteninsel San Michele werden wir herausfinden, wie der Tod in Venedig gehandhabt wird. Bei einem Spaziergang über die bebauten Felder von San Erasmo werden wir das ländliche Venedig kennenlernen. Die Insel Torcello mit der Kathedrale Santa Maria Assunta und ihren byzantinischen Fresken wird uns auf die Spur der Gründung Venedigs führen. Auch die Geisteskranken waren seit Beginn des 19. Jahrhunderts auf einer eigenen Insel ausgelagert worden: in dem kleinen Museum auf San Servolo, eröffnet sich nicht nur ein Einblick in die Nöte seiner ehemaligen Bewohner sondern auch in die Geschichte der Stadt. San Lazzaro degli Armeni wird von armenischen Mönchen bewohnt. Das 1717 gegründete Kloster beherbergt eines der weltweit größten Zentren armenischer Kultur.

Ein Highlight dieser Reise ist zweifellos die Fahrt im privaten Boot durch die Lagune mit dem Bootsführer und Umweltpädagogen Fabio – eine einmalige Gelegenheit Venedig als Lebensraum kennen- und verstehen zu lernen.

Die Abende können wir je nach Wunsch gemeinsam in abseits gelegenen Osterias und Bars bei leckerem Essen, Wein und dem obligatorischen Aperol-Spritz verbringen.


Nähere Infos:

Kosten: 660 Euro plus

  •  ca 180 Euro für Eintrittskarten, Führungen, Fahrt im Privatboot etc. (vor Ort zu zahlen)
  • evtl. 65 Euro für ein 7-Tages Vaporetto-Ticket (vor Ort zu zahlen
  • Die Teilnehmerzahl ist auf 12 Teilnehmer*innen begrennzt
  • Venedig muss „erlaufen“ werden – Menschen mit Mobilitätseinschränkungen würde ich von dieser Reise daher eher abraten.

 

Wohnen in Venedig sollte individuell organisiert werden. Ich kann aber gerne Empfehlungen und Adressen geben. Ebenso sollte die Anfahrt mit Zug oder Flugzeug individuell organisiert werden. Wohnen und Anreise sind nicht im Preis inbegriffen.

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Natalie Göltenborh

Dr. Natalie Göltenboth

Seit 2018 biete ich das Workshop-Reise-Format Arte y Cultura – Ethnologisch- Künstlerische Streifzüge an, das sich an kunst- und kulturinteressierte Menschen richtet. Dieser Workshop folgt meinen Pfaden durch Venedig und dem, was mir nach mehreren längeren beruflichen Aufenthalten in der Stadt hinter ihrer touristischen Fassade zu entdecken gelungen ist. Ich freue mich Sie auf meine Streifzüge durch die Lagune, Venedig und die Biennale mitzunehmen.

Eckdaten für die Teilnahme

Kulturreise Venedig – Ethnologische Streifzüge durch die Lagunenstadt

*plus Eintrittskarten/Führungen/Extras

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gondoliere in Venedig

An und Abreisetag inkl.

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